Bericht in der „Schwarzwälder Post“, 08. November 2010, von Hanspeter Schwendemann
100 Jahre Historischer Verein Zell am Harmersbach: Die neue Zeller Chronik von Dr. Dieter Petri als schönstes Geburtstagsgeschenk
Großer Besucherandrang – Bürgermeister Moll: »Bleibende Werte geschaffen«
Von Hanspeter Schwendemann
Zell a. H. Die Feier des 100-jährigen Bestehens des Historischen Vereins Zell und die Vorstellung der neuen Chronik von Dr. Dieter Petri ergänzten sich zu einem bedeutenden und glanzvollen Ereignis. Lob und Anerkennung wurde beiden in großem Maße zuteil: dem Verein und auch dem Autor – beiden für ihren großen Einsatz und ihre Leidenschaft, mit der sie sich der Ge¬schichte der Stadt Zell verschrieben haben.
»Die Stadt Zell kann stolz sein auf ihren Historischen Verein«, rief Dr. Wolfgang Gall den Festgästen im voll besetzten Zeller Kulturzentrum am Freitagabend zu. Vor 100 Jahren gehörte der Zeller Ratschreiber Karl Fischer zu den Gründungsvätern des Historischen Vereins für Mittelbaden und gründete noch im selben Jahr eine örtliche Mitgliedergruppe. Beide sind gewachsen. Der Historische Verein für Mittel¬baden ist heute mit 3200 Mitgliedern in 30 Mitgliedergruppen und 10 Fachgruppen einer der größten Geschichtsvereine in Deutschland. Aus der Zeller Gruppe ist ein eigenständiger eingetragener Verein geworden.
Dr. Gall erinnerte an die umfassende Arbeit, die vor Ort für die Zeller Geschichte in den vergangenen 100 Jahren geleistet wurde: die Sammlung lokaler Geschichtsfakten, Museumsarbeit, Denkmalpflege, Theateraufführungen, Publikationen, Vorträge, Exkursionen. »Wo wäre das Wissen über die Geschichte ohne Forschung?«, untermauerte Dr. Gall mit seiner Frage die Leistungen der Zeller Historiker Franz Disch, Thomas Kopp, Franz Breig und Dieter Petri.
Überwältigt zeigte sich Bertram Sandfuchs, der Vorsitzende des Historischen Vereins Zell, über den großen Andrang zum Jubiläumsabend. Allen voran konnte er den Landtagsabgeordneten Volker Schebesta, die Bürger¬meister Hans-Martin Moll und Siegfried Huber, zahlreiche Vertreter der befreundeten Mitgliedergruppen des Historischen Vereins für Mittelbaden und viele interessierte Bürger im Kulturzentrum „Obere Fabrik“ willkommen heißen.
Bertram Sandfuchs rief in seinem Rückblick auf die 100¬jährige Vereinsgeschichte viele markante Ereignisse in Erinnerung. Dazu gehörte die Herausgabe der ersten Zeller Chronik durch Franz Disch im Jahr 1937. Von 1958 bis 1987 prägte Thomas Kopp als Vorsitzender das Vereinsleben und erarbeitete eine große Reihe geschichtlicher Publikationen.
Eine große Herausforderung für den Historischen Verein war die 850-Jahr-Feier im Jahr 1989. Im Jubiläumsjahr wurden zusammen mit Hauptautor Hans-Peter Wagner der »Zeller Kalender 1989« herausgegeben und eine große Keramikausstellung durchgeführt. Franz Breig zeichnete in seiner 12-jährigen Vorstandszeit für die Erweiterung des Storchenturm-Museums verantwortlich. Bertram Sandfuchs: »Unser Breige-Franz hat das Geschichtswissen um Meilen¬steine vorangebracht!«
Seit März 2007 hat Bertram Sandfuchs nun die Führung des Historischen Vereins Zell übernommen. In diese Zeit fiel Dr. Petris erste große Publikation über Franz-Josef Ritter von Buß. Dies gab vor drei Jahren dann auch den Impuls dafür, eine neue Zeller Stadtchronik zu erarbeiten. Dieter Petri hatte sich bereit erklärt, diese Arbeit zu übernehmen. Rechtzeitig zum 100-jährigen Vereinsbestehen liegt das Werk nun vor.
Bertram Sandfuchs: »Ein besseres Geburtstagsgeschenk ist für den Verein nicht denkbar!«
Ein Glücksfall
Auch der Buchautor selbst erinnerte an die Anfrage von Bertram Sandfuchs und seine persönliche Zusage: »Ich könnt‘ mir’s vorstellen.« Der Grundstein für die neue Zeller Chronik war gelegt. Dieter Petri zeigte sich überzeugt, dass Geschichte helfen kann, sich mit seinem Lebensraum zu identifizieren. Er bestätigte, dass ihm diese Herausforderung, eine neue Chronik zu schreiben, viel Freude bereitet habe.
»Es war ein Glücksfall, dass wir mit unserem Mitbürger Dr. Dieter Petri einen erfahrenen Autor gewinnen konnten«, würdigte
Bürgermeister Hans-Martin Moll das große Engagement des Autors. Drei Jahre lang habe er gearbeitet, Quellen studiert und geforscht. Er habe dies völlig unentgeltlich gemacht und auf jegliches Honorar verzichtet. Bürgermeister Moll kündigte an, das Dr. Petri dafür im Rahmen des Silvesterempfangs eine besondere Würdigung der Stadt Zell erfahren werde. Darüber hinaus dankte Bürgermeister Moll dem Historischen Verein unter seinem Vorsitzenden Bertram Sandfuchs. Mit 9000 Euro trägt der Verein zur Finanzierung der neuen Chronik bei und ermöglicht damit den günstigen Verkaufspreis von 19 Euro.
Dankesworte galten Heinz Hummel und Esther Petri für das Lektorat, Franz Huber und Josef Stenzel für die Lieferung des überwiegenden Teils des Bildmaterials, Franz Breig für die Ordnung und Hilfestellung im Stadtarchiv, Roswitha Schwarz für die vielen Stunden im von ihr erstellten Bildarchiv des Stadtarchivs, Lukas Petri für die grafische Gestaltung der Chronik, der Schwarzwälder Post für das Engagement bei der Drucklegung, das über das geforderte unternehmerisch notwenige Maß hinausgegangen sei.
Lebendige Stadtgeschichte
Den »nimmermüden Kämpfern für die Bewahrung unserer geschichtlichen Zeugnisse« hatte Bürgermeister Moll zum Beginn seiner Ansprache die Glückwünsche zum 100-jährigen Vereinsbestehen überbracht. Als einen von ihnen erwähnte Bürgermeister Moll den verstorbenen Günter Haiss. Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz haben viele Mitbürgerinnen und Mitbürger bleibende Werte geschaffen, die den heute Lebenden an jeder Straßenecke begegnen.
Reich gefüllt sei der Bücherschrank der Stadt Zell. Alle denkbaren Aspekte der Geschichte werden beleuch tet. Dazu gehöre auch die Disch-Chronik, die in der 1. Auflage längst eine literarische Rarität sei. Auch der Nachdruck auf Initiative von Buchhändlerin und Altstadträtin Irmgard Kopf ist längst vergriffen. Deshalb sei es vor drei Jahren klar gewesen, dass nach 70 Jahren die Zeit gekommen sei, die Stadtgeschichte fortzuschreiben.
»Und hier ist sie nun, die lange erwartete Darstellung der Geschichte der Stadt Zell am Harmersbach«, rief Bürgermeister Hans-Martin Moll stolz und erfreut den Gästen zu und eröffnete damit den Verkauf der neuen Chronik.