von Gertrud Schley
Zell a. H. Auf den Spuren der Staufer wandelten die Teilnehmer der jüngsten Exkursion von Volkshochschule und Historischem Verein Zell in Schwäbisch Gmünd, der ältesten Stauferstadt. Sie spazierten unter fachkundiger Führung durch die Altstadt mit prächtigen Patrizierhäusern und sehenswerten Kirchen. Das Familienfest mit Autoschau am Samstag vor dem Muttertag lieferte dabei den modernen Kontrast zum spätbarocken Flair der Stadt.
Die Höhepunkte der Stadtbesichtigung waren die Kirchen: das gotische HeiligKreuz-Münster und die Kirche Sankt Johannes. Das Münster mit dessen Bau Anfang des 14. Jahrhunderts begonnen wurde, ist die erste Hallenkirche Süddeutschlands. Sie trägt vor allem die Handschrift von Heinrich Parler. Dank ihres Reichtums konnte es sich die Stadt leisten, den berühmten Baumeister aus Köln zu verpflichten. Er verwirklichte in Schwäbisch Gmünd eine neue Bauidee, indem er die Kapellen in den Chorraum integrierte. Bei der Gestaltung der Außenfassade fielen die Chorportale mit der Darstellung – der Passion Christi (Nordseite) und des Weltgerichts (Südseite) besonders prächtig aus.
Die romanische Johanniskirche gilt als der Edelstein unter den Kirchen in Schwäbisch Gmünd. Steinmetze aus Sachsen erbauten die Tauf- und Begräbniskirche der Staufer zwischen 1210 und 1250. Auch wenn die Kirche wegen der etliche Jahre andauernden Restaurierung zum Teil eine Baustelle ist, konnten die Besucher aus der Ortenau viele interessante Details der romanischen und neoromanischen Handwerkskunst bewundern. So zum Beispiel die typische Darstellung des gekreuzigten Jesus in »Siegerpose« am Eingangsportal. Er steht mit den Füßen auf dem Boden und trägt eine Krone auf dem Haupt. Auffallend im Innern ist die farbenfrohe an den byzantinischen Stil erinnernde Gestaltung der Apsis im Chorraum.
Um Handwerk und Kunst – wenn auch im kleineren Stil – ging es auch bei der nächsten Station in Schwäbisch Gmünd. Das Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik, 1845 erbaut, ist das älteste erhaltene Fabrikgebäude der Stadt. Es gilt als ein einmaliges Zeugnis sowohl der Industrialisierungs- und Wirtschaftsgeschichte wie auch der Kulturgeschichte und ist im Denkmalbuch Baden-Württemberg eingetragen.
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus waren die historisch interessierten Ausflügler wieder bei den Staufern. Das auf einer Anhöhe über dem Remstal liegende Kloster Lorch wurde 1102 als Hauskloster und Grablege der Herrscherfamilie gegründet. Hier ruht als prominenteste Stauferin Irene von Byzanz, eine Schwiegertochter Barbarossas. Seine Blütezeit hatte das Benediktiner-Kloster im späten Mittelalter.
Auch wenn auf dem weitläufigen Gelände, umgeben von einer intakten Ringmauer, inzwischen ein Altenheim und eine Schule für soziale Berufe untergebracht sind, können Kirche, Kapitelsaal und Klostergarten auch ohne Führer besichtigt werden. Die Hauptattraktion ist neueren Datums. 2002 stellte der Künstler Hans Kloss nach fast fünfjähriger Arbeitszeit das Staufer-Rundbild im Kapitelsaal fertig. In bunten Farben und anschaulichen Szenen zeichnet das 30 Meter lange und 4,5 Meter hohe Werk äußerst lebendig die Geschichte der Staufer nach. Dass das alte Kloster auch als romantischer Rahmen für Hochzeiten beliebt ist, erlebten die Besucher, als sie wegen einer Trauung mit der Kirchenbesichtigung etwas warten mussten. Da reizte es natürlich nicht nur die weiblichen Exkursionsteilnehmer, bei der abschließenden Rast im Klostergarten einen Blick auf die Braut zu erhaschen.
Die lehrreiche und informative Staufer-Fahrt war wiederum ein gelungenes Gemeinschaftswerk von Sybille Nock und Bertram Sandfuchs. Sie wurde von der VHS-Außenstellenleiterin und dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Zell organisiert und fachkundig begleitet.
Schwarzwälder Post, 25.Mai 2011